Ein Tag zwischen leuchtenden bunten Gläsern und leuchtenden Öfen
Im Frühjahrsurlaub habe ich mir mal wieder einen Werkstattbesuch gegönnt.
Vom Quartier im Süd-Schwarzwald aus bin ich nach Herrischried gefahren.
Dort befindet sich am Klausenhof die Glasbläserwerkstatt und der Verkaufsraum von Glasbläser Dirk Bürklin, der so offen war, mich in seine Werkstatt schauen und sich bei der Arbeit fotografieren zu
lassen.
https://www.glaswerkstatt-herrischried.com/
Schon draußen vor dem Laden und im Garten künden dekorative Figuren vom bunten Handwerk.
„Glas ist die schönste Form von Sand“ erzählt Dirk Bürklin und dass er schon früh fasziniert war von dem Material, seinen Möglichkeiten und seiner Schönheit.
Muckelig warm ist es in seinem Arbeitsbereich. Die Fenster sind geöffnet, denn die Arbeitsfläche ist zwischen dem Ofen mit 1200 °C und dem Kühlofen mit 500-600°C.
Glas ist ein amorpher Feststoff und will behutsam behandelt werden. Es mag keine großen und schnellen Temperaturunterschiede, daher hat der Kühlofen auch so eine hohe Temperatur. Zu große Temperaturdifferenzen würden zu starken Spannungen im Material führen und dies dann springen lassen.
Fertiges, glühendes Vögelchen im Kühlofen
Bei 1200 Grad Celsius hat Glas die Konsistenz von Honig. Tropft etwas davon auf den Holzboden, gibt es dort sofort Brandflecken.
Das Gefäß im Ofen, das das geschmolzene Glas enthält, nennt man Hafen. Da das geschmolzene Glas im Hafen immer flüssig bleiben muss, läuft der Ofen immer durch und da man für jedes Glas einen eigenen Hafen bzw Ofen bräuchte, arbeitet Dirk Bürklin nur mit weißem Glas, in das er farbiges einarbeitet und hat nicht für jede Farbe einen Ofen.
Die Öffnung des Ofens wird in Arbeitspausen (über Nacht) oder während der Schmelze mit Schmelzkuchen abgedeckt – isoliert. Zum Arbeiten gibt es kleinere Arbeitskuchen, die zwischen dem glühenden Hafen und dem Glasbläser stehen mit einer fußbetriebenen einfachen Mechanik wird der Ofen weiter auf oder weiter zu geschoben.
Will der Glasbläser bei dieser Werkstattkonstellation Farbe in das Werkstück bringen, nutzt er dafür Stücke von farbigen Glasstangen oder gemahlenes farbiges Glas, oder Glassplitter. Die Bruchstücke werden im Kühlofen vorgewärmt, bevor sie mit dem glühenden Werkstück aufgenommen werden und dort hinein geschmolzen werden – nur in das Werkstück, nicht in den Hafen.
Da das heiße Glas eine viskose Masse ist, wird es an der Trägerstange bzw dem Rohr ständig bewegt und gedreht, da es sonst heruntertropfen würde und die Form wieder verlieren würde.
Zum Formen von Glas gibt es verschieden Werkzeuge, Formen für Murini, oder um Rillen in eine Kugel zu drücken um diese zu verdrehen und die Werkzeuge, die der Glasbläser in der Hand benutzt, Scheren
und Abzwacker und Pinzetten.
Für Murini werden in den Formen die bunten Gläser zusammen in zB eine Sternform gebracht. Dies relativ massive Stück Stern wird dann lang und länger ausgezogen, bis zu der Größe, wie man es haben will – winzig klein für Schmuck oder größer, um es in Flaschen einzuarbeiten.
Man kann in Glas einige - nicht alle Metalle einarbeiten – das ist wieder eine Frage der Temperatur der Werkstoffe. Zum Beispiel kann man in massive Kugeln dekorativ Metallstücke ein schließen – Messingstücke auf alten Uhren. Gold und Kupfer gehen auch dafür.
In Dirk Bürklins Werkstatt strahlen die Regale von den schönen bunten Farben der gläsernen Produkte. Nicht alles sind seine Produkte – er verkauft auch Stücke von Kolleg:Innen, die andere Dinge
als er selbst herstellen. Und auch mit anderer Technik – mit einem Brenner, ohne großen Ofen.
Für manche kompliziertere oder größere Stücke benötigt es auch zwei Glasbläser:Innen. Da arbeitet er mit seinen Kolleg:Innen zusammen.
Ich habe einen sehr interessanten Vormittag in der Werkstatt verbracht, viel sehen und lernen dürfen. Wer tiefer einsteigen will, kann bei Dirk Bürklin auch Kurse buchen und sein eigenes Werkstück bearbeiten. Oder auch einfach hinfahren und schauen und etwas Schönes kaufen.
Da Farbe so ein prominenter Teil in der Glaswerkstatt ist, ist der große Teil der Reportage in Farbe.
Natürlich gibt es die Hände auch im für die Händeserie typischen SW.